Auf gut Glu?ck: Über Zufallsfunde bei der Recherche #sck15 Session - a podcast by Gunnar Sohn

from 2015-09-28T14:44

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Session beim stARTcamp in Köln: Meine subtile Jagd nach Sätzen besteht eher aus Klumpenbildungen und Bücherhaufen für neue Ideen. Basis ist dabei eine ausufernde Bibliothek „Schränke voll knurriger, grollender, vorwurfsvoller Bände, die an der schlimmsten Bücherkrankheit leiden, die es gibt: dem Ungelesensein?—?ein Schmerz, der in Wut umschlägt, wenn das Buch daneben zum zweiten- oder zum drittenmal gelesen wird.“ So hat es der Schriftsteller Cees Nooteboom trefflich formuliert. Die Standardfrage unserer Gäste beim Betrachten der Bibliothek ist immer die gleiche. “Wie viele von diesen Büchern hast Du denn wirklich gelesen???” Umberto Eco antwortet darauf: „Gelesene Bücher sind längst nicht so wertvoll wie ungelesene.”

Eine Bibliothek sollte so viel von dem, was man nicht weiß, enthalten, wie der Besitzer angesichts seiner finanziellen Mittel hineinstellen kann. Dann entwickelt sich so langsam ein Depot für Zufallsfunde, für neue Gedanken und Ideen. Um so mehr, wenn man kein Freund von Ordnungssystemen ist. In meinem Fall ist das noch eine vornehme Formulierung. Ich bin ein bibliophiler Vollchaot, der nur erahnen kann, wo sich ein Werk befindet. Mal da, mal hier, mal im Keller, mal im Arbeitsbüro, mal in der Bibliothek, mal in irgendwelchen Bücherstapeln in der Küche oder am Bett.

Meine Frau merkt sofort, wenn ich auf subtiler Jagd bin. Mit manischem Blick stapfe ich die Treppen hoch und runter. Folgt auf die Frage meiner Liebsten, was ich denn suchen würde, nur die knappe und etwas genervte Antwort “ein Buch”, lässt sie mich in Ruhe. Weitere Erklärungen über Autor, Titel, Verlag oder Erscheinungsjahr des begehrten Objektes wären sinnlos, da ich ja der Übeltäter bin, der das Opus nach irgendeinem Gesichtspunkt irgendwo hingestellt hat.

Auf der Suche nach der verschwundenen Literatur stoße ich dann meistens auf ganz andere Kostbarkeiten.

Im ichsagmal.com-Blog und auf Youtube berichte ich ab und zu etwas über meine Fundstücke und über die Ergebnisse meines kursorischen Lesens. Etwa über die zeitlosen und zeitgemäßen Betrachtungen von Richard Schaukal, die er in einer Art Zettelkasten-Literatur festgehalten hat. Zwei Bände kann ich da vorweisen, die im Georg Müller-Verlag 1913 und 1918 erschienen sind. In meinem Büro gibt es deshalb einen Zettelkasten-Literatur-Stapel oder Haufen. Ausführlich nachzulesen unter: https://medium.com/@gunnarsohn/depot-f%C3%BCr-zufallsfunde-f%C3%BCr-neue-gedanken-und-ideen-session-beim-sck15-ed7ee5cb2726

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